Zuletzt ging es mit dem einstigen Vorzeigeverein bergab – Steinkirchner will wieder frischen Wind in
Von Oberflächlichkeiten sollte man sich nicht täuschen lassen. Ein gescheiter Schützenmeister, das ist ein gestandenes, bayerisches Mannsbild. Oder? Sofia Steinkirchner – 19 Jahre jung, sportliches Auftreten – erfüllt diese Vorstellung ganz und gar nicht. Und trotzdem steht sie seit gut zwei Monaten an der Spitze der Drei Eichen und gibt dem Bernhardswalder Traditionsschützenverein Hoffnung auf eine Zukunft.
Mit dem einstigen Vorzeigeverein in der Schützensektion Wenzenbach ging es jüngst bergab. Erst sattelte Florian Obermeier 2020 vom Schützenmeister zum Bürgermeister um. Dann schlief während der Corona-Pandemie das Vereinsleben weitgehend ein. Zuvor trafen sich zweimal die Woche um die 15 Schützen am Schießstand im Keller der Bernhardswalder Grundschule. Nach der Pandemie fragte der Schützenmeister per WhatsApp-Chat an, wer am freitäglichen Schießen teilnehmen wolle, ab fünf Interessenten sperre er das Schützenheim auf. Offen war selten.
Geht es noch weiter?
Andere Schützenvereine nutzten die Corona-Jahre, etwa um in einen elektronischen Schießstand zu investieren. In Bernhardswald stellten sich grundsätzlichere Fragen. Geht es überhaupt noch weiter mit den Drei Eichen? Wer soll den Verein in die Zukunft führen? Bei der Jahresversammlung wurden die 14 anwesenden Vereinsmitglieder reihum gefragt. Der Tenor: Der Verein soll überleben, aber den Spitzenposten übernehmen? Nein, da müsse sich jemand anderes finden.
Bis sich Sofia Steinkirchner erhob: „Mir liegt viel am Verein“, sagt sie. Und: „Ich traue mir zu, Schützenmeisterin zu werden.“ Nach kurzer Beratung geben die weiteren Mitglieder – „Männer im mittleren Alter“, wie Steinkirchner ihre Vereinskollegen beschreibt –grünes Licht: Sie wählen die 19-Jährige zu ihrer Chefin. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Leonhard macht den Kassier.
Schon fast zehn Jahre Schützin
Steinkirchner ist Mitglied im Schützenverein, seit sie zehn Jahre alt ist. Davor begleitete sie schon ihren Papa und Bruder ins Schützenheim. Das Schießen macht ihr Spaß, die Ruhe, die Konzentration, den richtigen Augenblick abpassen zum Abdrücken. Die Geselligkeit im Verein bedeutet ihr viel: „Nach der Schule oder jetzt nach der Arbeit freue ich mich, ins Schützenheim zukommen. Da hört man auch, was im Dorf so los ist.“ In ihrem jungen Freundeskreis stößt ihr Hobby und ihr Engagement manches mal auf Stirnrunzeln. Steinkirchner muss zum Beispiel erklären, dass das Schießen „Veganer-freundlich“ ist, dass auf Zielscheiben aus Papier und nicht auf Tiere geschossen wird. „Die meinten, Schützen sind sowas wie Jäger.“
Drei Eichen auf Instagram
Mit dem Gedanken um den Vereinsvorsitz hatte die Bernhardswalderin schon vor der krisengeprägten Jahresversammlung gespielt. „Ich hatte mir schon immer Gedanken gemacht, wie man wieder Schwung reinbringen könnte“, sagt sie. Das Schützenheim ist Freitagabend grundsätzlich geöffnet, „damit wieder Routine reinkommt“. Ein Sommerfest sowie Teilnahmen an Prozessionen und Feiern anderer Vereine sollen die Drei Eichen präsenter machen. Um junge Interessenten zu erreichen, hat Steinkirchner den Instagram- Kanal drei.eichen.bernhardswald erstellt: „20 Follower in einer Woche, schon gar nicht schlecht“, sagt sie. Das Schützenheim soll umgeräumt und moderner gestaltet werden. Die Unterstützung ihrer älteren Vereinskollegen hat die junge Chefin: „Die finden das gut.“ Diskutiert werde nur, wo man anfangen soll mit dem Umkrempeln des Vereins.
Erstes Vereinsamt
Ohne das Wissen, dass sie im Verein viele Helfer hat, hätte sich Steinkirchner das verantwortungsvolle Amt nicht zugetraut. Erleichtert ist Steinkirchner zudem, dass sie im Kreis der Schützenmeister der Sektion voller Offenheit und Hilfsbereitschaft aufgenommen wurde. Ihr Vor-Vorgänger Florian Obermeier nimmt die Bernhardswalder Schützen beim Wort. „Wenn die Sofia die Unterstützung hat, kann das was werden. Die Älteren müssen ihr Wissen weitergeben“, fordert er.
Im Herbst wird Steinkirchner ein Seminar für junge Schützenmeister besuchen, sich in Sachen Vereinsrecht und -führung weiterbilden. Schließlich ist es überhaupt ihr erstes Amt in einem Verein – und dann gleich das der Schützenmeisterin. Die 19- Jährige lacht: „Wenn schon, denn schon.“
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